Kollegiat:innen 2. Kohorte

Dr. des. Luisa Turczynski

Dr. des. Luisa Turczynski
Friedrich-Schiller-Universität Jena
DFG-Graduiertenkolleg „Modell Romantik“
Bachstraße 18k | R. 110
07743 Jena
+49 3641 944198
luisa.turczynski@uni-jena.de

Curriculum Vitae

2011-2017 Studium der Fächer Deutsch und Englisch auf Gymnasiallehramt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (1. Staatsexamen), Tutorin in beiden Fachbereichen

2014-2016 Beteiligung an der studentisch organisierten Poetikdozentur „Jenaer Lyrikgespräch“

Juni 2016-November 2016 studentische Hilfskraft in PD Dr. Claudia Hillebrandts Habilitationsprojekt „Das Gedicht im Ohr“

April 2017-August 2017 Wissenschaftliche Hilfskraft im Gleichstellungsbüro der FSU Jena

September 2017-März 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der FSU Jena

April 2018-September 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Anglistik/Amerikanistik der FSU Jena

seit Oktober 2018 Kollegiatin am Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

Dissertationsprojekt

(Re-)Imagining Nature, Gender, and Sexuality in American Romanticism and Beyond

Im Bereich der Anglistik/Amerikanistik hat das sich in den 1990er Jahren manifestierende Forschungsfeld Ecocriticism eine neuartige Beschäftigung mit der Literatur der britischen Romantik und des amerikanischen Transzendentalismus eingeleitet. Das primäre Forschungsinteresse richtete sich auf romantische Modi der Naturwahrnehmung, -bewertung und -darstellung, die als Ausdruck eines modernen ökologischen Weltverständnisses aufgewertet wurden. Die damit einsetzende Nachverfolgung einer ‘Romantischen Ökologie’ fokussierte auf das holistische Paradigma der romantischen Naturkonzeption und auf das Bestreben romantischer Autor*innen, Dualismen von Mensch/Natur, Subjekt/Objekt, Körper/Geist zu überwinden. Demgemäß erschienen den Romantiker*innen menschliches Bewusstsein, Einbildungskraft und Kreativität als emergente Eigenschaften der physischen Welt, anstatt äußerlich auf sie projiziert zu werden.
(Öko-)Feministische Lesarten hingegen kritisieren romantisches Nature Writing hinsichtlich einer Konsolidierung konzeptuell verknüpfter Dualismen: Die romantische Selbstkonzeption basiere auf männlich konnotierter Verstandes- und Einbildungskraft und konstituiere sich in Abgrenzung und Überlegenheit zur physischen, sinnlich wahrnehmbaren und weiblich konnotierten Natur. Diesem ‚maskulinen‘ Konzept eines transzendenten, autonomen Selbst steht in (öko-)feministischer Theorie die Konzeptualisierung des ‚femininen‘ self-in-relationship gegenüber, welches sich in Relation und Interdependenz zum (nicht-)menschlichen Anderen versteht und weiblichen Romantikerinnen sowie Autorinnen amerikanischer Regionalliteratur des frühen 20. Jahrhunderts zugeschrieben wird. Letztere, sogenannte ‚proto-ökofeministische‘ Literatur wird im Sinne einer Überwindung der romantischen Selbst-Natur-Konzeption gelesen, welche auf der empathischen, essenziell weiblichen Identifikation mit Natur gründet.
Eine solche binäre Unterscheidung maskuliner versus femininer Selbst-Natur-Relationen geht mit einer Essentialisierung femininer Affinität zur Natur einher und perpetuiert die problematisierten Dualismen. Außerdem werden bestehende Gemeinsamkeiten der Konzeptionen untergraben. Vor diesem Hintergrund erfolgt in meiner Dissertation eine Neubewertung der Relation romantischer und proto-ökofeministischer Naturbeschreibung aus modelltheoretischer Perspektive. Ausgehend von einem modellbildenden Charakter des romantischen Selbst-Natur-Verhältnisses für vermeintliche Gegenentwürfe proto-ökofeministischer Autorinnen des frühen 20. Jahrhunderts modelliere ich ein Merkmalsbündel von Gemeinsamkeiten und beleuchte entsprechende historische Kontinuitäten. Dieser Perspektivwechsel erlaubt zudem, Ausdifferenzierungen und Subversionen der romantischen Selbst-Natur-Konzeption weniger als Ausdruck einer geschlechtlich determinierten Identität der Autorinnen zu verstehen und sie stattdessen stärker hinsichtlich historisch-kontextueller Faktoren zu diskutieren. Weiterhin fungiert das Modell als Vergleichswerkzeug für die Analyse ökofeministischer Gegenwartsliteratur.  Ich untersuche drei Gegenwartsromane im Hinblick darauf, inwieweit ihre Konzeption von Selbst, Natur und Sexualität sowie ihre Verhandlung entsprechender Dualismen eine Kontinuität der modellierten romantischen Denk- und Darstellungsmuster erkennen lassen.

 

Publikationen

  • Late Romanticism: Past and Present. Bericht zur Tagung der KU Leuven English Literature Research Group, 12.-14.12.2019, Leuven, in: gestern ROMANTIK heute 14.01.2020

Vorträge

  • From Otherization to Identification? Re-Modeling the Romantic Self-Nature-Relation in (Proto-) Ecofeminist and Queer-Ecological Writings. [Internationaler Workshop: Ecocritical Life Writing in the Dystopic Present, Augsburg, 05.-06.12.2019]
  • The Climate Crisis and the Literary Imagination: A Reading and Discussion with the Ecocriticism Research Collective. [Public Climate School 3.0, online, 24.11.20]
  • Ecofeminist Revisions of Romantic and Transcendental Nature Writing. [Caroline Rosenthals Vorlesung Nature Writing and Ecocriticism am Institut für Anglistik/Amerikanistik der FSU Jena, online, 07.01.21]