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Wednesday, 25. August 2021 | Annika Bartsch

Wo seid ihr hin? - Fragen an Annika Bartsch

In der Blog-Serie "Wo seid ihr hin?" fragen wir ehemalige Kollegiaten und Kollegiatinnen, was sie heute machen und ob der ehemalige Forschungsgegenstand "Romantik" beruflich und privat für sie heute noch eine Rolle spielt. Die Fragen stellte unsere Forschungsstudentin Marie-Luise Grauel.

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Wo arbeitest du derzeit?
An der Graduierten-Akademie der Friedrich-Schiller-Universität Jena

Was ist das Beste an deinem Beruf, was das Schlechteste?
Das Beste an meinem Beruf ist, dass ich jeden Tag mit interessanten und inspirierenden Menschen zu tun habe: Mit meinen Kolleg:innen in der Graduierten-Akademie und mit den talentierten und motivierten Studierenden aus dem Honours-Programm, das ich koordiniere. Mir gefällt, dass sich in meiner Stelle vieles vereint, was mir Spaß macht: konzipieren, unterrichten, beraten – und durch den Einblick in die verschiedenen Forschungsprojekte und -kulturen der Studierenden von Mikrobiologie über Psychologie bis zur Photonik lerne ich ständig etwas Neues.
Neu gelernt habe ich auch, mich in der universitären Verwaltung zurecht zu finden – aber die Verwaltungsanteile meiner Tätigkeit sind trotzdem das, was ich als weniger schön beschreiben würde.

Gab es zwischen Abschluss deiner Promotion und Beginn deiner jetzigen Stelle wichtige Stationen?
Die Postdoc-Phase, die ich am Kolleg verbrachte, war für mich persönlich sicherlich eine wichtige Station. Von außen betrachtet mag diese Phase vielleicht ähnlich ausgesehen haben wie die Promotionszeit. Mir sind währenddessen jedoch meine Vorstellungen und Wünsche für mein Berufsleben viel klarer geworden.

Wie begegnet dir die Romantik in deinem Berufsalltag? Und im Privaten?
Die historische Romantik begegnet mir nur noch sehr selten. Nach den Jahren intensiver Beschäftigung mit dem Modell Romantik bleibt es wohl aber nicht aus, dass man immer wieder auf Romantisches stößt! In Literatur, Film und Musik genauso wie im praktischen Lebensalltag. Vielleicht hat die Auseinandersetzung mit der romantischen Philosophie und Literatur auch meinen Blick auf die Welt mehr beeinflusst, als mir bewusst ist.

Welche romantischen Werke sind deine Wegbegleiter?
Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, immer einen Band romantischer Gedichte in der Tasche zu haben. Hin und wieder, vielleicht immer dann, wenn mir mein Alltag banal vorkommt, sind es aber Novalis‘ Fragmente, die mich gedanklich sofort wieder mitnehmen können in schwindelerregende Höhen.

Was hast du am Graduiertenkolleg gelernt, wovon du heute profitierst?
Die Balance zu finden zwischen Inspiration, Kreativität und dem manchmal geradezu rauschhaften gemeinsamen Ideenschlösserbauen auf der einen Seite und einer gesunden Portion Pragmatismus und Bodenhaftung auf der anderen – das war vermutlich auch das Erfolgsrezept, das mich zu einer fertigen Dissertation geführt hat.

Auszug aus Novalis: Fragmente in einer Ausgabe der Edition Schwarzdruck.

Franz Gareis: Porträt von Novalis, um 1799.

Ansicht des Sitzes der Graduierten-Akademie im Haus "Zur Rosen", Arbeitstätte von Annika Bartsch.