GRK 2041/2

Forschungsprofil

Ausgangspunkt der Forschung im Graduiertenkolleg ist die Beobachtung der kulturellen Praxis, auch nach dem Ende der historischen Romantik Artefakte oder Lebensformen als ‚romantisch‘ zu bezeichnen. Die Präsenz von ‚Romantik‘ wird im Graduiertenkolleg als ein markantes europäisches und außereuropäisches Phänomen verstanden. Die seit mehr als 200 Jahren anhaltende Bezugnahme auf die Romantik (in einem weiten Spektrum vom philosophischen und politischen Denken bis hin zu emotionalen und ästhetischen Erfahrungen) erzeugt die Evidenz und Konventionalität einer Kategorie des ‚Romantischen‘ jenseits der historischen Romantik. In der Gegenwart ist diese Kategorie allgegenwärtig: Ausstellungen zu Kunst und Design, Kongresse und Veranstaltungen, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Studien arbeiten mit dieser ebenso selbstverständlich wie die Populärkultur, die Partnervermittlung und die Werbebranche.

Die Forschung hat das Phänomen mit den Begriffen des „Nachlebens“ (Ziolkowski 1969), der „Denkform“ (Immerwahr 1972) der „Romantic Ideology“ (McGann 1983), der „romantischen Kommunikation“ in der ‚Kultur der Moderne‘ (Reinfandt 2003), einer ‚romantischen Weltbeziehung‘ (Taylor 1994, Rosa 1998), einer „Wiederaufnahme“ (Breuer/Wegmann 2017) zu erklären versucht. Die amerikanische Philosophin Daliah Nassar spricht erstmals von einem „romantic model“ (Nassar 2014) – allerdings ohne diesen Begriff näher zu definieren.

Wir prüfen neu und fassen präziser, in welcher Weise ‚Romantik‘ zur kulturellen Beschreibungs- und Deutungskonvention geworden ist. Das Graduiertenkolleg versteht seinen Forschungsauftrag darin, die für das Fortwirken maßgeblichen Prozesse zu klären. Das Forschungsprogramm stellt zu diesem Zweck den Modellbegriff zentral und geht von der Annahme aus, dass die historische Romantik durch Modellbildungs- und Modellanwendungsprozesse über ihre Initiierungsphase fortwirkt. Diese Prozesse zeichnen sich durch reduzierende, idealisierende und abstrahierende Bezugnahmen auf das Ausgangssystem aus. Modelle referieren auf eine Matrix und greifen strukturierend auf diese zu. Gleichzeitig stehen Modelle für Anwendungen und weitere Anschlüsse zur Verfügung und sorgen so für einen ‚Transport‘ von Ideen, Darstellungsformen oder Handlungspraxen. Die in der klassischen und neuesten Modelltheorie (Stachowiak 1965, 1973, 1980, Mahr 2003, 2008, 2011, 2015) reflektierten, subjektiv-pragmatischen Elemente von Modellbildungen ermöglichen es, die Vielzahl der Fortschreibungen von Romantik zu erklären und zu vergleichen. Bisherige typologisierende Zugriffe können dynamisiert werden, indem nicht nach überzeitlichen Merkmalen, sondern nach verschiedenen Auffassungen von Romantik und ihren möglichen gemeinsamen Bezugspunkten gefragt wird.

Der Ansatz des Graduiertenkollegs hat sich bereits als geeignet erwiesen, ein Rezeptionsphänomen von internationaler Bedeutung für moderne Formen der Weltdeutung, der Selbstbeschreibung und Lebensvollzüge zu erforschen und den Erfolg ‚der Romantik‘ systematischer als bisher zu begreifen. Er bedient sich mit der pragmatischen Rekombination modelltheoretischer Ansätze methodischer Anregungen, die in den letzten Jahren im Austausch verschiedener Disziplinen entwickelt wurden. Dabei sind gerade diejenigen Ansätze für uns produktiv, die darauf zielen, eine gemeinsame Perspektive verschiedener Wissenschaften auf diverse gesellschaftliche Bereiche (Religion, Naturwissenschaften, Künste, Alltagsleben) und Kulturen zu ermöglichen.

Das Kolleg untersucht die Rezeption und Wirkung der Romantik in verschiedenen kulturellen und nationalen Kontexten, aber auch in und an den Schnittstellen diverser gesellschaftlicher und epistemischer Bereiche. Zu diesem Zweck haben sich Philologien (Germanistik, Romanistik, Anglistik, Amerikanistik und Slawistik) mit der Musikwissenschaft, der Theologie, der Wissenschaftsgeschichte, der Geschichtswissenschaft, der Computerlinguistik und der Soziologie zusammengeschlossen. Auf diese Weise können Themen der politischen Diskurs- oder Ideengeschichte ebenso behandelt werden wie Formen von Religiosität, naturwissenschaftliche Aspekte, romantisch inspirierte Kunst, Phänomene der Sub- und Massenkultur. Eine entscheidende Erweiterung hat das Kolleg durch die Integration der Kunstgeschichte erfahren, die nun die zusammenführende Betrachtung der verschiedenen Künste ermöglicht. Nachdem sich die Arbeit in der ersten Förderperiode auf Deutschland als Initiationsort der historischen Romantik, innereuropäisch auf England und die romanischen Länder, außereuropäisch auf Nordamerika und Australien konzentriert hat, wird in der zweiten Förderphase eine Verschiebung der geografischen Schwerpunkte stattfinden. Durch das Hinzuziehen der Slawistik und die damit verbundene Öffnung nach Osteuropa geraten kulturelle Austauschprozesse mit Russland und Polen in den Blick. Ungewöhnlicher als die Neuausrichtung nach Osteuropa ist die durch Kooperationen vorbereitete Perspektive auf den afrikanischen Kontinent. Hier stellt sich die grundsätzliche Frage nach der Rolle von Modellen im Kontext der Kolonialisierung.

Die im Kolleg entstehenden Dissertationen werden auf die Frage antworten, inwiefern wir von etwas Gemeinsamen reden, wenn wir ‚Romantik‘ sagen, und die Hypothese, die historische Romantik sei die Basis für Modellbildungsprozesse, prüfen. Zum Profil des Graduiertenkollegs gehört die Vernetzung gesellschaftlicher Bereiche und verschiedener Wissenschaften. Daher untersuchen die Dissertationen romantische Denkweisen und Kunstformen ebenso wie Verhaltensmuster, Lebensstile und gesellschaftliche Praktiken. Mit der gleichrangigen Betrachtung reagiert das Kolleg auf die Erkenntnisse soziologischer Praxistheorien (Bourdieu 1980, Reckwitz 2006) und arbeitet an der Schließung der Kluft zwischen Text- und Sozialwissenschaften. Für das Kolleg ergeben sich drei Arbeitsbereiche: Romantik als Deutungsmodell, als Darstellungs- und Wahrnehmungsmodell sowie als Handlungsmodell. Damit wird unterschieden, ob das Romantische begrifflich/semantisch, darstellerisch/ästhetisch oder praktisch/handlungsleitend auftritt.

Das Forschungsinteresse richtet sich zudem auf die Frage, wie sich gerade ‚das Romantische‘ zu kulturellen Konstrukten verfestigen konnte, die bis heute Optionen der Selbst- und Weltdeutung zur Verfügung stellen. Hier geht es um die Analyse der Lebens- und Erkenntnisbedingungen moderner Individuen. Denn Modelle existieren nicht ontologisch-invariant, sondern zu einem bestimmten Zeitpunkt, unter bestimmten Bedingungen, sie sind an eine wissensgeschichtliche und gesellschaftliche Formation gebunden. Im Zuge der zweiten Förderphase wird die historisch-soziale Rahmung romantischer Modellbildungen weiter ins Zentrum rücken. Die Frage nach dem fortwirkenden Angebot der Romantik wird in die in den Literaturwissenschaften und der Soziologie noch immer virulenten Diskussionen um die Makroepoche ‚Moderne‘ eingebunden. Daneben soll die Konfrontation mit konkurrierenden Modellen in den Fokus rücken. Hierzu ist für das Sommersemester 2022 eine transdisziplinäre und internationale Tagung geplant, die von einer Summerschool begleitet werden soll.

Zu den Aufgaben des Kollegs gehörte es, einen für das Forschungsfeld tragfähigen Modellbegriff zu entwickeln. Die Auswertung wissenschaftstheoretischer Lexika ergab eine Übereinstimmung darin, Modelle als idealisierende Nachbildungen eines konkreten Objekts oder Systems zu verstehen, die diese auf als wesentlich erachtete Eigenschaften reduzieren. Aktuelle enzyklopädische Definitionen referieren wie viele Vertreter der sich gegenwärtig mit ‚Modellen‘ beschäftigenden Wissenschaften (Logik und Informatik, Wissenschaftstheorie, Psychologie, Ökonomie, Philosophie, vgl. Suárez 2009, Morgan/Morrison 1999, Dutke 1994, Mahr 2003, Gil 2008) auf die „Allgemeine Modelltheorie“ des Mathematikers und Philosophen Herbert Stachowiak (1973). Er versteht unter einem Modell eine Repräsentation der Realität, die das abgebildete Original verkürzt und subjektiviert: „Modelle sind immer Modelle von etwas, Abbildungen, Repräsentationen natürlicher oder künstlicher Originale (die selbst wieder Modelle sein können). Aber sie umfassen im Allgemeinen nicht alle Originalattribute, sondern stets nur solche, die für die Modellbildner und/oder Modellverwender relevant sind. Modelle sind mithin ihren Originalen nicht per se zugeordnet; sie erfüllen ihre Ersetzungsfunktion stets a) für bestimmte Erkenntnis- und/oder Aktionssubjekte, b) innerhalb bestimmter Zeitintervalle und c) relativ zu bestimmten Zwecken und Zielen, denen die Modellbildung und die Modelloperationen unterliegen“ (Stachowiak 1980, 29). Stachowiaks Theorie bietet einen Anschluss für die Analyse von Rezeptionsprozessen und den Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit neueren modelltheoretischen Positionen, die den von ihm unterstellten Abbildungscharakter von Modellen infrage stellen und sich eingehend mit deren Realitätsgehalt beschäftigen.

Knuuttila (2005), Gil (2008) und Abel (2008) betonen das konstruktivistische Moment von Modellen, die diesen Positionen zufolge nicht nur durch Abstraktion von Beobachtungen entstünden, sondern auch durch ihnen inhärente Vorannahmen und Hypothesen. In einem Modell werden demnach Strukturen dargestellt, die auf die Realität rekurrieren, zugleich aber durch den Modellbildungsprozess erst in dieser Form entstehen (Kerschbaumer 2018, 113f). Der Informatiker und Wissenschaftstheoretiker Bernd Mahr hat in einer Reihe von Aufsätzen, die auf die Ausarbeitung einer für verschiedene Wissenschaften anschlussfähigen ‚neuen allgemeinen Modelltheorie‘ zielt, die Aufmerksamkeit auf die Frage nach der Wirkung und Anwendung von Modellen gelenkt (siehe Mahr 2003,  2008, 2015). Mahr fragt danach, was den Situationen gemeinsam ist, in denen Gegenstände als Modelle verstanden (in seiner Diktion „aufgefasst“) werden, und benennt zwei Relationen: Zum einen ist es Ergebnis eines induktiven Prozesses, der seinen Ausgangspunkt in einem Ursprungssystem (Matrix) nimmt. Zum anderen ist jedes Modell Referenzpunkt für Realisierungen und Anwendungen (Applikate) und hat damit eine deduktive Komponente. Dieser Ansatz hilft, das Verständnis wirkungs- und rezeptionsgeschichtlicher Vorgänge zu befördern und das für die Fortdauer von ‚Romantik‘ entscheidende Ineinander von Kontinuität und Variation ebenso zu erklären wie die historischen Bedingungen zu berücksichtigen, unter denen Romantik reformuliert wird (vgl. Kerschbaumer 2018, 24–26).

  1. Ausgehend von der historischen Romantik um 1800 werden Modellbildungsprozesse als Triebfeder der Wirkungsgeschichte untersucht. Es wird analysiert, wo und wann die Herausbildung prägnanter Modelle dazu beiträgt, dass die Romantik (in reduzierender, abstrahierender, subjektivierender Weise) fortgeschrieben wird.
  2. Aus der Rezeptionsperspektive lassen sich Texte, Artefakte, Praktiken auf als romantisch identifizierbare Denk-, Darstellungs- und Handlungsmuster hin befragen. Gibt es ein gemeinsames Merkmalsbündel der historischen Romantik und spezifischer sozialer Interaktionen oder künstlerischer Produktionen, die sich als abstrakte Modelle erfassen lassen? Können etwa im Falle der ‚romantischen Liebe‘ strukturierte Denkmöglichkeiten (als Konglomerate von Beobachtungen, Begriffsvorstellungen, Ideen) aktualisiert werden, ohne dass auf deren historische Matrix zurückgegriffen werden muss?
  3. Modelle sind nicht nur ein Untersuchungsgegenstand. Sie dienen auch als Heuristik. In einem wissenschaftlich-theoretischen Modell werden die historischen Grundlagen abstrahierend zusammengefasst und ein ‚Modell Romantik‘ als Stellvertreter an die Stelle der komplexen historischen Romantik gesetzt. Dieses Vorgehen ermöglicht es, sich auf bestimmte Strukturmerkmale zu konzentrieren und von der Begriffsverwendung im Diskurs zu lösen. Bestimmte Eigenschaften des Originalsystems werden sichtbar gemacht und hervorgehoben. Damit entsteht eine Vergleichsbasis, mit der die Fülle der Romantikaktualisierungen in der Rezeptionsgeschichte in Bezug gesetzt werden kann.

Auf der einen Seite steht die Frage, an welchen Stellen sich idealisierende, reduzierende Fortschreibungen der Romantik in der Kunst, in der Musik und in der sozialen Lebenswelt auffinden lassen. Auf der anderen Seite sieht es das Kolleg als gemeinsame Aufgabe, ein den Einzeluntersuchungen vorgelagertes wissenschaftlich-theoretisches Modell von Romantik zu entwickeln und im Sinne einer Heuristik anzubieten. Das als Heuristik angebotene ‚Modell Romantik‘ gehört zu den Grundlagen des Kollegs. Bevor es skizziert wird, sei noch einmal darauf verwiesen, dass jede Konzeptualisierung auf Beobachtungen des Objektbereichs basiert, diesen aber idealisiert und auf eine bestimmte Struktur reduziert.

Vor diesem Hintergrund arbeitet das Kolleg mit folgenden modellierenden Annahmen: Den Problemhorizont der historischen Romantik bilden die mit Beginn der Neuzeit einsetzenden und in der Sattelzeit um 1800 erstmals kulminierenden Prozesse der Modernisierung, die hier sozialgeschichtlich verstanden und insbesondere durch die von Niklas Luhmann beschriebene soziale Funktionsdifferenzierung bestimmt werden. Romantische Autor*innen reflektieren in ihren Texten den Zerfall eines metaphysischen Sinnmonopols, die Entwertung essentialistischer Aussagen über Gott, das Ganze von Natur und menschlicher Ordnung. Auf Grundlage der Philosophie Kants und Fichtes wird die Subjektivität als modernes Grundprinzip anerkannt und deren weltkonstituierende Leistung beschrieben. Zeugnisse romantischer Autoren und Autorinnen zeigen eine moderne Subjektivierungs-, Fragmentierungs- und Dezentrierungsbewegung. Zugleich artikuliert sich in Texten und Artefakten romantischer Prägung das Bedürfnis, die Welt nicht nur als Entwurf eines Subjekts zu verstehen, als naturwissenschaftlich beschreibbare Zustände oder konkurrierende soziale und kulturelle Praktiken. Zum Ausdruck kommt eine vielfach christlich grundierte Leitvorstellung von einer sinnvollen Ganzheit. Universalistische Angebote werden nicht nur in religionsphilosophischen, sondern auch in naturphilosophischen oder politischen Konzeptionen unterbreitet (Vgl. Matuschek/ Kerschbaumer 2015, Kerschbaumer 2018, S. 111f.).

Eine an Luhmanns Soziologie anschließende und in unserem Kolleg durch die Mercator-Fellows Christoph Bode und Christoph Reinfandt repräsentierte anglistische Literaturwissenschaft begreift Romantik ebenfalls als diejenige Kommunikations- und Diskursstrategie, die gegen die Funktionsdifferenzierung an einer sinnstiftenden Einheitssemantik festhält. Christoph Reinfandt spricht von einer „kompensatorische[n] Fort- bzw. Umschreibung durchtradierter Einheitssemantiken [...] unter neuen Bedingungen“, Christoph Bode von einer „Integration der nun funktional desintegrierten Teilgebiete menschlicher Existenz“ (Reinfandt 2003, 56f., Bode 2010, 91). Die Diagnose der assoziierten Anglisten trifft sich partiell mit der von Charles Taylor vertretenen Position. Dem kanadischen Philosophen gilt die Romantik bei fortschreitendem Verbindlichkeitsverlust der Kirchen und Konfessionen als „komplementäre Großleistung“, die eine „verlorengegangene Einheit“ der voraufklärerischen Glaubensgemeinschaft durch sprachlich-künstlerische Sinnstiftung kompensiert (Taylor 2007, 630).

Das vom Kolleg angebotene Heuristikum betont die innere Gegenläufigkeit der Romantik, die gleichzeitige „Anerkennung und Synthetisierung der Diversität“ (Reinfandt 2003, 43). Die beteiligten Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass die Spannung von holistischen Sinnentwürfen und modernem Kontingenzbewusstsein ein wesentliches Merkmal der historischen Romantik ist und zu ihrer Anschlussfähigkeit, ihrer fortgesetzten Produktivität und Vorbildwirkung beiträgt. Denn die doppelte Ausrichtung ermöglicht ästhetische Strukturen und Denkfiguren, die dem weltanschaulichen Holismus ebenso zu entsprechen versuchen wie den Fragmentierungs- und Relativierungsbewegungen der Moderne. Es werden Ganzheitsaussagen formuliert und gleichzeitig zurückgenommen. Der Status der romantischen Einheits- und Sinnstiftungssemantik bleibt dabei ambivalent: Da sie die Selbstreflexion auf ihren regulativen Charakter enthält, wird sie zur Kippfigur zwischen Behauptung und Widerruf. Genau hierin liegt – so nehmen wir an – das modellbildende Potential der Romantik (vgl. Matuschek/Kerschbaumer 2015, Kerschbaumer 2018, 110ff).

Maßgeblich für den Ansatz des GRK ist der Anspruch, wissenschaftliche Erkenntnisse auch im Zusammenspiel mit dem kulturellen Bereich zu entwickeln und sie dort anzubinden. Das Forschungsprogramm des GRK wurde durch Aufenthalte unserer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in Frankfurt am Main in die Diskussionen zum Aufbau des dortigen Deutschen Romantik Museums eingebracht. International konnten bei Hospitationen im Maison Chateaubriand und im Walden Woods Institute in Concord, Massachusetts, wissenschaftliche Ideen mit Institutionen verbunden und ihre Anschlussfähigkeit erprobt werden. Dem Forschungsprogramm korrespondiert ein Qualifizierungskonzept, das neben dem Studienprogramm praktische Ausbildungsanteile vorsieht, die sich mit Modellen der Romantik befassen. Projekte und Praktika haben bereits mit Kooperationspartnern in Dichterhäusern, Museen, in Stiftungen und im Kulturjournalismus stattgefunden und sind darüber hinaus im Städtemarketing, im Kunsthandel, in Theater und Musiktheater sowie Verlagen und Wissenschaftsorganisationen möglich.

Aus einer doppelten Optik erfolgte auch der Aufbau des digitalen Forums „Gestern | Romantik | Heute“. Das Romantik-Forum richtet sich an wissenschaftlich und kulturell interessierte Nutzer*innen und hat zum Ziel, die Auseinandersetzung mit der Romantik zusammenzuführen. Hierfür stehen drei Elemente zur Verfügung:

  1. Das internationale „Netzwerk“ stellt Informationen über Veranstaltungen, Projekte, Institutionen und Personen bereit, die mit der Romantik befasst sind.
  2. Im Bereich „Wissenschaft“ bietet ein „Rezensionsportal“ einen Überblick über Neuerscheinungen zum Thema, „wissenschaftliche Impulse“ liefern Denkanstöße, „Berichte“ informieren über Tagungs- und Forschungsergebnisse.
  3. Der Bereich „Kultur“ schafft Raum für ästhetische Produkte, und bietet Reflexion über neu erschienene Literatur, Kunst und Musik in dialogischer Form. „Berichte“ aus dem Kulturleben werden ergänzt um romantische Alltagsbeobachtungen.

Mitglieder und Autor*innen der Romantik-Plattform sind Wissenschaftler*innen, Vertreter*innen von Kulturinstitutionen und Kreative (vgl. www.gestern-romantik-heute.uni-jena.de).

  • Abel, Günter (2008): Modell und Wirklichkeit, in: Ulrich Dirks/Eberhard Knobloch (Hgg.): Modelle, Frankfurt a. M., S. 31–45.
  • Bode, Christoph (2010): Romantik – Europäische Antwort auf die Herausforderung der Moderne? Versuch einer Rekonzeptualisierung, in: Anja Ernst/Paul Geyer (Hg.): Die Romantik: Ein Gründungsmythos der europäischen Moderne, Göttingen, S. 85–96.
  • Bourdieu, Pierre (1980): Le sens pratique, Paris
  • Breuer, Ulrich/Wegmann, Nikolaus (2017): Wie romantisch ist die Neuromantik? Zur Einführung, in: Athenäum 27, S. 11-20.
  • Gil, Thomas (2008): Modelle des Menschen, in: Ulrich Dirks/Eberhard Knobloch (Hgg.): Modelle, Frankfurt a. M., S. 75–81.
  • Dutke, Stephan (1994): Mentale Modelle. Konstrukte des Wissens und Verstehens. Kognitionspsychologische Grundlagen für die Software-Ergonomie, Göttingen/Stuttgart (Arbeit und Technik 4).
  • Immerwahr, Raymond (1972): Romantisch. Genese und Tradition einer Denkform, Frankfurt a. M. (Respublica literaria 7).
  • Kerschbaumer, Sandra (2018): Immer wieder Romantik. Modelltheoretische Beschreibungen ihrer Wirkungsgeschichte, Heidelberg.
  • Knuuttila, Tarja (2005): Models, representations, and mediation, in: Philosophy of science 72, Number 5, S. 1260–1271.
  • Mahr, Bernd (2015): Modelle und ihre Befragbarkeit. Grundlagen einer allgemeinen Modelltheorie, in: Erwägen Wissen Ethik (EWE) 26/3, S. 329–342.
  • Mahr, Bernd (2011): On the Epistemology of Models, in: Günter Abel/James Conant (Hg.): Rethinking Epistemology. Volume 1, Berlin (u. a.) (Berlin Studies in Knowledge Research 1), S. 301–352.
  • Mahr, Bernd (2008): Ein Modell des Modellseins. Ein Beitrag zur Aufklärung des Modellbegriffs, in: Ulrich Dirks/Eberhard Knobloch (Hg.): Modelle, Frankfurt a. M. (u. a.), S. 187–218.
  • Mahr, Bernd (2004): Das Wissen im Modell, in: Inst. für Telekommunikationssysteme, Projektgruppe KIT, Berlin.
  • Mahr, Bernd (2003): Modellieren. Beobachtungen und Gedanken zur Geschichte des Modellbegriffs, in: Horst Bredekamp/Sybille Krämer (Hg.): Bild – Schrift – Zahl, München, S. 59–86.
  • Matuschek, Stefan/ Kerschbaumer, Sandra/ (2015): Romantik als Modell, in: Aufklärung und Romantik. Epochenschnittstellen, Paderborn, S. 141–156.
  • McGann, Jerome (1983): The Romantic Ideology: A Critical Investigation, Chicago/London.
  • Morgan, Mary S./Morrison, Margaret (Hg.) (1999): Models as Mediators. Perspectives on natural and social science, Cambridge (Ideas in Context 52).
  • Reckwitz, Andreas (2006): Das hybride Subjekt. Eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne zur Postmoderne, Weilerswist.
  • Reinfandt, Christoph (2003): Romantische Kommunikation. Zur Kontinuität der Romantik in der Kultur der Moderne, Heidelberg (Anglistische Forschungen 323).
  • Rosa, Hartmut (1998): Identität und kulturelle Praxis. Politische Philosophie nach Charles Taylor, Frankfurt a.M.
  • Stachowiak, Herbert (1980): Modelle und Modelldenken im Unterricht. Anwendungen der allgemeinen Modelltheorie auf die Unterrichtspraxis, Bad Heilbronn (Forschen und Lernen 4).
  • Stachowiak, Herbert (1973): Allgemeine Modelltheorie, Wien, New York.
  • Stachowiak, Herbert (1965): Gedanken zu einer allgemeinen Theorie der Modelle, in: Studium Generale 18, S. 432–463.
  • Suárez, Mauricio (Hg.) (2009): Fictions in Science. Philosophical Essays on Modeling and Idealization, New York (u. a.).
  • Taylor, Charles (2007): A Secular Age, Cambridge.
  • Taylor, Charles (1994): Quellen des Selbst. Die Entstehung der neuzeitlichen Identität, Frankfurt a.M.
  • Ziolkowski, Theodore (1969): Das Nachleben der Romantik in der modernen deutschen Literatur. Methodische Überlegungen, in: Wolfgang Paulsen (Hg.): Das Nachleben der Romantik in der modernen deutschen Literatur, Heidelberg, S. 15-32.
  • Weblink: www.gestern-romantik-heute.uni-jena.de