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Mittwoch, 1. Juni 2016

Drei Fragen an: Dominik Zink

Gäste am Graduiertenkolleg beantworten drei Fragen zur Bedeutung von "Romantik" für ihr Leben und ihre Forschung.

1. Was verbinden Sie ganz allgemein mit ‚Romantik‘?

Ich bin davon überzeugt, dass mit der Romantik die Welt entsteht, in der wir immer noch leben. Dieser Fakt ist für mich von zentraler Bedeutung und dies ist es, was ich in allererster Linie mit dem Stichwort ‚Romantik‘ verbinde. Die Forschung zur Romantik und ihrer Rezeption kann uns daher in ausgezeichneter Weise Aufschluss über uns selbst und die Konzepte geben, die wir immer noch in Anspruch nehmen. Zentrale Konzepte dieser Art sind z.B. das Selbst, spezifische Formen von Moral, Wahrheit und Erkenntnis, was die Kunst ist und was sie leisten kann aber auch problematische Konzepte wie Volk, Nation, das Eigene und das Fremde, nicht zuletzt aber auch Ironie, Freundschaft und romantische Liebe.

2. Womit genau beschäftigen Sie sich in Ihrem aktuellen Forschungsvorhaben? Wie setzen Sie sich in Ihrem Forschungsprojekt mit dem Phänomen ‚Romantik‘ auseinander?

Im Zentrum meiner Arbeit steht der Konnex von Zeichentheorie und Poetologie. Die Arbeitshypothese lautet, dass in der Romantik eine radikal neue Auffassung von Zeichen und der Sprachabhängigkeit von Erkenntnis entsteht, was letztlich eine zentrale Rolle bei der Autonomisierung von Kunst spielt. Die romantische Zeichenauffassung ist dabei geprägt von der Überzeugung, dass es keine Erkenntnis ohne Zeichen geben kann – also keine Ideen- oder Wesensschau wie im Idealismus, andererseits aber auch dass keine Erkenntnis durch Zeichen arretiert, d.h. festgehalten und verwahrt werden kann.

3. Im Graduiertenkolleg ‚Modell Romantik‘ wird davon ausgegangen, dass die Romantik modellbildende Qualitäten aufweist. Können sie etwas damit anfangen?

Die Zweischneidigkeit des romantischen Zeichens kann durchaus als Kippfigur betrachtet werden, was im Forschungsdesign des Kollegs ja als Voraussetzung für Modellbildungen betrachtet wird. Diese Sicht auf die Dinge ist auch in meiner Arbeit zentral. Meine Hoffnung ist, dass der Blick auf und die Suche nach solchen Zweischneidigkeiten mithelfen könnte, die extrem diverse Rezeption und Forschung in Bezug auf die Romantik zu verstehen und eventuell zu erklären.

Dr. Dominik Zink ist Postdoktorand am Institut für Neuere deutsche Literaturwissenschaften an der Universität Trier. Er arbeitet an einem Habilitationsprojekt mit dem Arbeits­titel „Das Zeichen in der Frühromantik. Zeichentheorie und Poetologie um 1800“.

Vom 11. bis zum 17. Mai 2017 war Dominik Zink zu Gast am Graduiertenkollegs „Modell Romantik“.