Kollegiat:innen 3. Kohorte

Dr. des. Luisa Turczynski (Post-Doc von 07/2022 bis 05/2023)

Dr. des. Luisa Turczynski (Post-Doc von 07/2022 bis 05/2023)
Friedrich-Schiller-Universität Jena
DFG-Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

Curriculum Vitae

2011-2017 Studium der Fächer Deutsch und Englisch auf Gymnasiallehramt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (1. Staatsexamen), Tutorin in beiden Fachbereichen

2014-2016 Beteiligung an der studentisch organisierten Poetikdozentur „Jenaer Lyrikgespräch“

Juni 2016-November 2016 studentische Hilfskraft in PD Dr. Claudia Hillebrandts Habilitationsprojekt „Das Gedicht im Ohr“

April 2017-August 2017 Wissenschaftliche Hilfskraft im Gleichstellungsbüro der FSU Jena

September 2017-März 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der FSU Jena

April 2018-September 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Anglistik/Amerikanistik der FSU Jena

Oktober 2018-Juni 2022 Kollegiatin am Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

seit Juli 2022 Post-Doktorandin am Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

Post-Doc Projekt

Implementing a Critical Pedagogy of Place into Empirical Educational Research and Evaluation Systems

Seit den letzten zwei Jahrzehnten florieren in den USA Bildungsansätze, welche die Bedeutsamkeit lokaler Gegebenheiten für die Identitätsentwicklung und das kommunale Zugehörigkeitsgefühl Heranwachsender akzentuieren. Als Gegenpol zu vorherrschenden standardisierten Lehr- und Bewertungspraktiken verwendet die sogenannte place-based education (PBE) die konkrete Umgebung von Schüler:innen als wesentliches didaktisches Setting, um fächerübergreifend verschiedenste Themenkomplexe zu unterrichten. Diese erfahrungsbasierten und multidisziplinären Projekte ermutigen die Lernenden dazu, sich mit dem Befinden ihrer örtlichen Gemeinschaft zu befassen, thematisieren aber üblicherweise auch, wie diese spezifischen Lebensbedingungen mit globalen sozioökonomischen Strukturen und mit den Herausforderungen des Anthropozäns zusammenhängen. Laut ihrer Befürworter:innen innerhalb diverser Bildungstheorien und Schulreform-Organisationen steigert PBE tendenziell die schulische Leistung, Problemlöse-Kompetenz und das zivilgesellschaftliche Engagement Heranwachsender.

Aktuelle US-amerikanische Bildungsdiskurse problematisieren den pädagogischen Ansatz allerdings dahingehend, dass ihm ein kritisches Bewusstsein für die intersektionalen Dimensionen von race, class und gender und für die entsprechenden Machtdynamiken fehle, welche die soziale Konstruktion von Orten maßgeblich prägen. Prominente Bildungstheoretiker:innen wie David A. Gruenewald fordern daher eine Synthese von ortsbasierten und kritischen didaktischen Ansätzen zu einer sogenannten Critical Pedagogy of Place, die die konfliktreiche Historie bestimmter Territorien berücksichtigt und hegemoniale Besiedlungs-Narrative demontiert. In diesem Kontext werden zunehmend die (gekappten) Verbindungen indigener Bevölkerungsgruppen zu kolonialisierten amerikanischen Landschaften in den Blick gerückt.

Meine vorläufige Beschäftigung mit dem Forschungsfeld hat ergeben, dass die Theoretisierung und diskursive Verhandlung einer Critical Pedagogy of Place bisher keinen Eingang in empirische Studien und Evaluierungssysteme gefunden hat, welche die Qualität und Effektivität von PBE beurteilen. Deshalb verfolgt mein Projekt drei wesentliche Ziele:

1)    die Überprüfung dieser Hypothese durch eine umfangreichere Auswertung existierender empirischer Studien zu PBE & entsprechender Evaluierungssysteme

2)     die Konzeption, Durchführung und Auswertung a) qualitativer Interviews und b) einer quantitativen Umfrage mit US-amerikanischen High-School Pädagog:innen und Schüler:innen um zu ermitteln, in welchem Ausmaß ihre ortsbasierten Unterrichtskonzepte Folgendes berücksichtigen:

  • lokale-globale Zusammenhänge der ökonomischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen ihrer Region
  • institutionelle und ideologische Machtdynamiken, welche die soziale Konfiguration ihres Ortes und die Lebensqualität verschiedener Bevölkerungsgruppen beeinflussen
  • die örtliche Historie indigener Besiedlung, Kolonialisierung und Vertreibung
  • kulturell diverse Modi der Wahrnehmung und Behandlung von (heimatlichem) Land

3)    die Gestaltung eines Evaluierungstools für Pädagog:innen, das darin unterstützt, ortsbasierte Unterrichtsprojekte hinsichtlich der o.g. Aspekte zu planen und zu beurteilen und somit eine Critical Pedagogy of Place umzusetzen.

Publikationen

  • Late Romanticism: Past and Present. Bericht zur Tagung der KU Leuven English Literature Research Group, 12.-14.12.2019, Leuven, in: Gestern | Romantik | Heute 14.01.2020
  • Rezension zu Arno Hellers "Wilderness: Innere Landschaften in amerikanischer Literatur", in: Gestern | Romantik | Heute, 11.10.2022

Vorträge

  • From Otherization to Identification? Re-Modeling the Romantic Self-Nature-Relation in (Proto-) Ecofeminist and Queer-Ecological Writings. [Internationaler Workshop: Ecocritical Life Writing in the Dystopic Present, Augsburg, 05.-06.12.2019]
  • The Climate Crisis and the Literary Imagination: A Reading and Discussion with the Ecocriticism Research Collective. [Public Climate School 3.0, online, 24.11.20]
  • Ecofeminist Revisions of Romantic and Transcendental Nature Writing. [Caroline Rosenthals Vorlesung Nature Writing and Ecocriticism am Institut für Anglistik/Amerikanistik der FSU Jena, online, 07.01.21]
  • - Environmental Crisis and Culture: An Introduction to Ecocriticism and a Public Discussion [Public Climate School 4.0, online, 22.11.21]