Kollegiat:innen 2. Kohorte

Dr. Paula Kitzinger

Dr. Paula Kitzinger
Friedrich-Schiller-Universität Jena
DFG-Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

Curriculum Vitae

2011 - 2015 Bachelor of Arts der Romanistik (Schwerpunkt Französisch) und Politikwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

2015 - 2017 Master of Arts „Romanische Kulturen in der Modernen Welt“ (Schwerpunkt Mittelmeerstudien) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

2017 - 2018 Mitarbeiterin an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena

seit Oktober 2018 Doktorandin am Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

Dissertationsprojekt

Narrare la patria – ‚Nation‘ und ‚Vaterland‘ in der italienischen Literatur nach 1861

In meiner Dissertation untersuche ich den Themenkomplex Nation/Vaterland (it. patria/nazione) in der italienischen Literatur ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Betrachtet man einschlägige Texte einzelner Autoren, welche sich vor der historischen Romantik mit Fragen nach patria auseinandergesetzt haben, so erschließt sich, dass Italien vorrangig als eine abstrakte, kulturelle Entität, die auf die Größe vergangener literarischer Kontinuitäten seit der Antike rekurriert, rezipiert wurde.
Im Projekt soll herausgearbeitet werden, wie sich dieser sprachliche und gedankliche Komplex im Verlauf des 19. Jahrhunderts in seiner Semantik ändert und Eingang in die literarische Produktion findet, wo er durch Sprachbilder und narrative Konstellationen eine ästhetische Form erhält. Wie bisher erarbeitet wurde, konstituiert sich während der Romantik unter den Einflüssen des Risorgimento in der italienischen Literatur ein neues Verständnis von patria, welches (a) stark genealogisch unterlegt wird, (b) auf die gesamte italienische Halbinsel ausgeweitet wird und (c) auf die kollektive Integration aller Italiener in einen vereinten Nationalstaat abzielt. Basierend auf diesen Merkmalen der „romantischen patria“ werden im Projekt fünf Werke italienischer Autoren (Ippolito Nievo, Salvatore Satta, Guido Piovene, Carlo Mazzantini, Enrico Deaglio) hinsichtlich des Verständnisses, des Stellenwerts und der literarischen Ausgestaltung von patria untersucht. Die Analyse des Plots, der Figurenkonstellation, des Stils sowie narratologischer Aspekte der für das Korpus ausgewählten Erzählwerke ermöglicht es, wiederkehrende Muster und Formen literarischer Artikulation zu erkennen und somit die Modellhaftigkeit von narrativer Auseinandersetzung mit patria nachzuweisen.
Das Schreiben bzw. Erzählen über patria, so die These, kann dabei zwei diverse Funktionen erfüllen:(1) es stiftet gesellschaftliche Kohäsion, sodass sich eine kollektive Identität herausbildet, die die Zusammengehörigkeit des italienischen Volkes betont und eine positive Zukunftsperspektive bereithält; (2) das „Projekt patria“ ist gescheitert und gelangt, nach vollendeter Erzählung, zu seinem Abschluss oder wird gar dekonstruiert. Gleichzeitig treten andere Konzepte wie die europäische Idee und/oder die piccola patria (die auf das Individuum bezogene Idee von Heimat) an dessen Stelle.

 

 

Publikationen

Aufsätze

  • „Narrare la patria – Form und Funktion von patria bei Carlo Mazzantini und Enrico Deaglio“, in: Hertrampf, Marina Ortrud M. (Hg.): Heimat – patrie/patria. (Re-) Konstruktion und Erneuerung im Kontext von Globalisierung und Migration, München 2020: AVM, S. 213-230

Kleinere Beiträge

  • „Entzauberung im Wanderschritt: der Novalisweg in Jena“ in: FAZ.NET, 22.09.2020