Kollegiat:innen 3. Kohorte

Dajana Daum, M.A.

Dajana Daum, M.A.
Friedrich-Schiller-Universität Jena
DFG-Graduiertenkolleg „Modell Romantik“
Bachstraße 18k | R. 108
07743 Jena
+49 3641 944-196
dajana.daum@uni-jena.de

Curriculum Vitae

2009-2015 B.A. mit Hauptfach Slavistik (Profil Russisch) und Nebenfach Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg

2011 + 2013 Tutorin der russischen Literaturwissenschaft an der Universität Hamburg

WS 2011/2012 Auslandssemester an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg

2014-2015 Studentische Hilfskraft im BMBF-Projekt „Russische und polnische Herkunftssprache als Ressource im Schulunterricht?“ an der Universität Greifswald

2015-2019 M.A. „Literatur-Kunst-Kultur“ (Profil Russistische Literaturwissenschaft) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

2016-2019 Wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt S3 Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ am Universitätsklinikum Jena

WS 2017/18 Tutorin der südslavistischen Literaturwissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

2019-2021 Pflegekraft in der Demenzpflege, seit 01/21 in Elternzeit

Seit 10/2021 Kollegiatin am DFG-Graduiertenkolleg „Modell Romantik“

Dissertationsprojekt

Kommunismus – ein romantischer Sehnsuchtsort bei Andrej Platonov

Der Ausgangspunkt des Vorhabens ist die Annahme, dass die Werke des russischen Autors Andrej Platonov (1899-1951) utopische Züge haben, die sich u.a. in einer speziellen Darstellung der russischen nachrevolutionären Gesellschaft und ihrem Streben zum bzw. Warten auf den Kommunismus finden. Der Kommunismus wird zu einer Art romantischem Sehnsuchtsort, da er ein neues Versprechen von Einheit mit der Welt enthält. Dieser Ort, an dem man „ankommen“ kann, stilisiert sich als Destination mal des individuellen, mal des gesamtgesellschaftlichen Glücks. Dabei schwankt die Perspektive unablässig zwischen Vereinbarkeit und Unvereinbarkeit dieser Ebenen, was dazu beiträgt, dass die kommunistische Utopie bisweilen als Dystopie hervortritt. Dies ist nur eine von vielen Gegenläufigkeiten, die zur Romantik-typischen Doppelperspektive bei Platonov führen. Darauf aufbauend ist es das Ziel des Dissertationsprojekts, zu untersuchen, inwieweit sich in den literarischen Texten des Autors ein aktualisiertes Modell der Romantik extrahieren lässt.
    Ein wichtiger Aspekt der Arbeit ist die angenommene Verwandtschaft frühromantischer sozialutopischer Auffassungen mit philosophischen Standpunkten im Werk Platonovs. Hierbei geht es insbesondere um die Möglichkeit von Freiheit und Individualismus sowie deren Verhältnis zu Strukturen der Herrschaft und Fremdbestimmung. Durch welche konkreten historischen Bedingungen wird die Aktualisierung eines romantischen Modells ermöglicht bzw. gefördert? Es soll eine Brücke geschlagen werden von der frühromantischen Philosophie des Novalis, über Marx' frühe Schriften, bis hin zu Platonovs eigener Herausbildung eines emphatischen Naturbegriffs, der auf einem Paradigma der Liebe beruht.
    Mit einer Poetologie des „Vorgefühls“ (russ. predčuvstvie) verleiht Platonov dem Künstler prophetische Züge, da sein Werk durch die Darstellung „wahrer“ Gefühle, eine in der Gegenwart angelegte Zukunft enthalte. Jedes vollständige Fühlen lasse den Fühlenden auch die Bedingtheit des Gefühls vorausahnen, wodurch ein Vexierbild zwischen Existieren und Vergehen, zwischen der Möglichkeit und Unmöglichkeit einer Sache entsteht. Explizite und implizite poetologische Reflexionen bilden eine weitere Ebene, auf der die Aktualisierung der Romantik bei Andrej Platonov potenziell stattfindet.