Kollegiat:innen 3. Kohorte

Jennifer Stevens, M.A.

Jennifer Stevens, M.A.
Friedrich-Schiller-Universität Jena
DFG-Graduiertenkolleg „Modell Romantik“
Bachstraße 18k | R. 104a
07743 Jena
+49 3641 944-194
jennifer.stevens@uni-jena.de

Curriculum Vitae

Beruflicher Werdegang

2016 Tutorin für den 'Grundkurs Methoden der empirischen Sozialforschung', Universität Hamburg

2015-2017 Tutorin für den 'Grundkurs Soziologie: Identität und Gesellschaft', Universität Hamburg

2016-2017 Studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Soziologische Theorie (Prof. Dr. Sina Farzin), Universität Hamburg

2017-2019 Tutorin für die 'Arbeitsweisen in der Soziologie', Friedrich-Schiller-Universität Jena

2020-09/2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie, insb. Handlungs- und Interaktionstheorien (Prof. Dr. Ludgera Vogt), Universität Wuppertal

Seit 10/2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg „Modell Romantik“, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Studium

2013-2014 Studium der Philosophie (B.A.), Universität Hamburg

2014-2017 Studium der Soziologie (B.A.), Universität Hamburg
Nebenfach: Erziehungs- und Bildungswissenschaften
BA-Thesis: Das geteilte Selbst im Zeitalter des Narzissmus - Eine sozialtheoretische Betrachtung des Narzissmus und seiner Aktualität am digitalen Phänomen des 'Selfies'

2017-2020 Studium der Gesellschaftstheorie (M.A.), Friedrich Schiller Universität Jena
MA-Thesis: Auf der Suche nach dem verlorenen Subjekt - Zur Genesis und Geltung der Psychoanalyse

2018-2020 Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes

Lehrveranstaltungen

  • SoSe 22 Psyche und Gesellschaft: Theorien soziologischer Vermittlung
  • SoSe 21 „Psyche und Gesellschaft: Grundzüge der Subjekttheorie“, Bergische Universität Wuppertal

Dissertationsprojekt

Romantik im Zeichen des Untergangs

„Seit der Romantik träumt die Moderne den Traum vom Ende des Menschen als ultimativen Untergang.“ (Eva Horn)

Die Arbeit zielt auf eine gesellschaftstheoretische Annäherung an das Verhältnis von Romantik und Apokalyptik, indem sie nach der Bedeutung der Apokalyptik in der modernen und spätmodernen Zivilisationskritik fragt. In den zeitgenössischen Spielarten der Apokalyptik lässt sich eine reichhaltige, doch bisher kaum untersuchte Nähe zu Deutungsmustern der Romantik ausmachen – sei es der schlichte Eskapismus, die Anrufung einer allmächtigen Natur, die Sehnsucht nach der Aufhebung menschengemachter Zerstörung oder die Szenerien menschenleerer Ruinen, wie sie uns in Gemälden eines Caspar David Friedrichs, Ernst Ferdinand Oehmes oder Carl Gustav Carus‘ begegnen. So heißt es auch schon beim von C. D. Friedrichs Mönch am Meer (1808-10) ergriffenen Heinrich von Kleist: „Das Bild liegt, mit seinen zwei oder drei geheimnisvollen Gegenständen, wie die Apokalypse da, als ob es Youngs Nachtgedanken hätte, und da es, in seiner Einförmigkeit und Uferlosigkeit, nichts, als den Rahm, zum Vordergrund hat, so ist es, wenn man es betrachtet, als ob einem die Augenlider weggeschnitten wären.“ – Einer von vielen Hinweisen darauf, dass die Assoziation zwischen Apokalypse und Romantik nicht retrospektiv hineingelegt, gar konstruiert ist, sondern auch schon in der romantischen Hochzeit wirksam war und sich nicht zuletzt in den apokalyptischen Darstellungen der westeuropäischen romantischen Strömung ausdrückt.
Um dieses Verhältnis von Romantik und Apokalyptik genauer zu untersuchen, wird einerseits einer sozial- und kulturgeschichtlichen Fragestellung nachgegangen, die das Verhältnis von religiöser Apokalyptik und romantischer Strömung vor dem Hintergrund der Herausbildung der modernen bürgerlichen Gesellschaft aufzuklären sucht. Dabei soll des Weiteren gefragt werden, inwiefern sich die Apokalyptik in der Romantik aufhebt und welche Veränderung die Apokalyptik nicht nur in ihrer Formspezifik, sondern vor allem in ihrer zivilisationskritischen Bedeutung erfährt, indem sie auf die gesellschaftlichen Umbrüche ihrer Zeit reagiert. Hierbei sollen vor allem die Werke Lord Byrons, Mary Shelleys und William Blakes berücksichtigt werden, deren Vorstellungen vom Weltuntergang das kulturelle Alltagsbewusstsein bis heute nachhaltig prägen.
Andererseits rückt die Frage nach zeitgenössischen Apokalyptiken in den Vordergrund. Die These wird nun umgekehrt und es soll herausgearbeitet werden, inwiefern sich die Romantik in die spätmoderne Apokalyptik ‚hinüberrettet‘. Hierzu sollen die romantischen Motivlagen zeitgenössischer Untergangsphantasien verschiedenster politischer Provenienz – insbesondere in der Umweltbewegung, in der nationalistischen, posthumanistischen und Prepper-Bewegung, aber auch kulturindustriellen Darstellungsformen der unzähligen (Post-)Apokalypsen – herausgearbeitet werden. Letztlich will die Arbeit einen Beitrag dazu leisten, der historischen Kontinuität und Diskontinuität der romantischen Reaktionsweise auf die Widersprüche und Krisen der modernen bürgerlichen Gesellschaft gerade in ihrer fundamentalen, apokalyptischen Zuspitzung auf die Spur zu kommen und so auch ihr zwiespältiges Verhältnis zur Aufklärung und ihr Erbe zu diskutieren.

Publikationen

Artikel

  • Erlösung durch Vernichtung. Versuch über den Ursprung völkischer Untergangsfantasien. In: Kritische Theorie der extremen Rechten. Analysen im Anschluss an Adorno, Horkheimer und Co. Hrsg. v. Leo Roepert. Bielefeld 2023, S. 249-271. Open Access: Transcript Verlag  
  • Ignorance is Strength: Weniger Huxley, mehr Orwell? Distanz zum Relativismus der Gegenwart. In: Distanzmagazin. H. 6, 2021. S. 41-48.

Kleinere Beiträge

  • Welche Funktionen hat die Apokalyptik in der ökologischen Krise? In: Apokalypse now what? Hrsg. v. Zentrum Liberale Moderne. S. 30-31, 2023.
  • Erzählte Apokalypse. In: Jungle World Dschungel H. 20 (19.5). S. 9, 2022.
  • Tagungsbericht Tagung »Israelbezogener Antisemitismus: Aktuelle Erscheinungsformen, historische Bezüge und theoretische Zugänge« des Arbeitskreises Antisemitismusforschung am 17.06.2021 an der Universität Passau. In: Soziologie. H. 50 (2021/4), S. 517-519.

Rezensionen

  • Rezension zu „Late Romanticism and the End of Politics. ” von John Havard. In: Gestern Romantik Heute, 2023.
  • Kollapsologie: Dem Untergang geweiht? Rezension zu "Wie alles zusammenbrechen kann. Handbuch der Kollapsologie" von Pablo Servigne und Raphaël Stevens. In: nd (25./26. Februar). Nr. 48. S. 18, 2023.
  • Facetten des Untergangs. Rezension zu „Apokalyptische Zeiten. Endzeit- und Katastrophenwissen gesellschaftlicher Zukünfte“ von Gregor J. Betz und Saša Bosančić. In: Soziopolis, 2021.
  • Eine Wissenssoziologie der Apokalyptik. Rezension zu „Corona und andere Weltuntergänge. Apokalyptische Krisenhermeneutik in der modernen Gesellschaft“ von Alexander-Kenneth Nagel. In: Soziopolis, 2021.
  • Sinn und Unsinn der kritischen Theorie. Annäherung an ein Oxymoron. In: Zeitschrift für Kulturphilosophie. Rezension zu „Zur kritischen Theorie“ von Gunnar Hindrichs. H. (2021/1), S. 189–192.
  • Mit Apokalyptik gegen den Status Quo. Rezension zu „Weltuntergänge“ von Ingo Reuter. In: Soziopolis, 2021.

Vorträge

  • 2019 Organisatorin und Moderatorin der Veranstaltungsreihe ‚Verdrängung und Wissenschaft: Bildung und Forschung nach Auschwitz‘, FSU Jena
  • 26.06.2019 One-Dimensional-Love: Die Veränderung der Liebe im Neoliberalismus – Sexuelle Befreiung, Online-Dating und Polyamorie (Vortrag mit Mathias Beschorner), MLU Halle
  • 09.12.2021 Kurzvortrag "Streit um die Moderne: Zum Problem einer Wissenssoziologie der Apokalyptik und Psychoanalyse der Untergangsphantasie" auf dem Workshop "Kritische Theorie der extremen und populistischen Rechten" am Fachbereich Sozialökonomie, Universität Hamburg
  • 21.05.2022   "Weltuntergangsphantasien: zum romantischen Erbe moderner Apokalyptik" auf dem Kongress »Klimawandel und Gesellschaftskritik«, (AstA der Universität Oldenburg, Forschungsstelle Kritische Naturphilosophie), Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
  • 13.04.2023 »Die Romantik vom Ende der Welt. Zwischen Aufklärung und Verklärung der Naturgeschichte«, Acephale Köln